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Was ist Slow Living? Interview mit Interieur Designerin Stefanie Fritz von Studio 5 Interior Design

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Mehr als ein Trend, sondern eine Lebenseinstellung: Slow Living heißt das neue Zauberwort für die eigenen vier Wände. Wir haben mit der Interieur Designerin Stefanie Fritz von Studio 5 Interior Design am Tegernsee gesprochen – über die Schönheit von achtsamen Wohnen und darüber, was für Sie Luxus bedeutet:

Was bedeutet für Sie persönlich echter Luxus?

Gemäß der gängigen Definition ist Luxus ein Aufwand, der ausschließlich dem verschwenderischen Genuss und Vergnügen dient. Das ist Luxus für mich nicht! Ein luxuriöses Leben beginnt für mich nicht erst mit einer Villa, einer eigenen Yacht oder viel Geld. Luxus ist für mich vielmehr etwas Wertvolles, etwas nicht Alltägliches, das nicht zwingend materiell sein muss, angefangen mit Gesundheit, Liebe und einem Job, der mir Spaß macht und mich erfüllt. Eine wertvolle und entspannte Zeit mit meiner Familie und Freunden empfinde ich persönlich bereits als echten Luxus. Das ist sehr wertvoll für mich. Und auch Zeit für mich selbst zu haben, mit der finanziellen Freiheit, mir etwas gönnen zu können. Gutes Essen zum Beispiel oder schöne Reisen. Luxus im herkömmlichen Sinn spielt für mich also gar keine so große Rolle, zumindest, wenn es um materielle Dinge geht. Wenn ich mir etwas leisten möchte, muss ich vorher dafür etwas leisten. So wurde ich erzogen. Grundsätzlich sind mir schöne Erinnerungen wichtiger als Handtaschen oder Uhren. Erinnerungen sind ein Schatz, den man in seinem Herzen trägt. Sie können nicht kaputt gehen und man kann sie im Normalfall nicht verlieren.

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Welchen Luxus sollten wir uns alle von Zeit zu Zeit gönnen?

Ich denke, in der heutigen Zeit, die oft stressig ist und uns zudem ständig vor neue Herausforderungen stellt, ist es besonders wichtig, sich bewusst den Luxus der „Me-time“ zu gönnen. Zeit, in der man sich selbst etwas Gutes tut. Diese Zeit muss man ja nicht zwingend alleine verbringen, wichtig ist, dass man persönlich einen Mehrwert für sich daraus hat und Energie tanken kann. Für den einen ist es eine wohltuende Massage, für den anderen eine ausgedehnte Bergtour mit Freunden. Aber wir alle sollten ab und an für uns selbst da sein und uns regenerieren, damit wir den Herausforderungen des Alltags gewachsen sind und auch für andere da sein können.

Eine wertvolle und entspannte Zeit mit meiner Familie und Freunden empfinde ich persönlich bereits als echten Luxus.

Stefanie Fritz, Interieur Designerin

Welchen „Luxus-Artikel“ tragen Sie immer bei sich?

Das ist gar nicht so einfach! Ein besonders wertvolles Stück für mich ist der Verlobungsring meiner Großmutter, den ich wirklich jeden Tag trage. Nicht nur weil es aus 18 Karat Gelbgold gefertigt und mit einem Saphir besetzt ist. Meine Großmutter hat mir sehr viel bedeutet und ich hatte eine sehr tiefe Bindung zu ihr. Außerdem steht der Saphir auch für meinen Geburtsmonat September. Das macht den Ring zusätzlich besonders für mich.

Was bedeutet Luxus, Ihrer Meinung nach, im Bereich der Inneneinrichtung?

Leider ist es tatsächlich so, dass ein schönes und wohngesundes Zuhause an sich oft schon als Luxus bezeichnet wird. Dabei sollte das eigentlich selbstverständlich sein! Immerhin handelt es sich um den Ort, in dem wir wohnen und in den wir uns zurückziehen und zur Ruhe kommen können. Dort leben wir mit unserer Familie und laden Freunde dorthin ein. Unser Zuhause ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebensraums und somit von uns selbst. Luxus im Interior Bereich ist daher aus meiner Sicht gleichzusetzen mit einem Bewusstsein für all das und zudem die Umsetzung von Design, Funktionalität, Qualität und Nachhaltigkeit.

Was bedeutet „Zuhause sein“ für Sie als Interieur Designerin ?

„Zuhause sein“ bedeutet für mich in erster Linie den beruflichen Alltag hinter mir zu lassen. Für mich ist mein Zuhause ein geschützter und nach meinen Bedürfnissen und Vorstellungen gestalteter Raum. Dort komme ich zur Ruhe und mit meiner Familie und Freunden zusammen. Wir pflegen ein offenes Haus mit einem offenen Ohr und einem offenen Herzen und das genieße ich sehr. So ist unser Zuhause auch eingerichtet. Harmonisch und lebensfroh. Jedes Familienmitglied hat seinen Rückzugsort und in unserer großen Wohnküche mit angrenzendem Esszimmer können sich alle treffen, um gemeinsam Zeit zu verbringen.

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Wie würden Sie Ihren Stil als Interieur Designerin beschreiben?

Ich persönlich mag es mit Farben und sehr unterschiedlichen Materialtexturen zu leben. Bei meinen Projekten habe ich jedoch keinen eigenen Stil oder eine gestalterische Handschrift. Ich will das auch gar nicht haben. Mir ist es wichtig hier ganz frei zu sein. Den Stil geben mir die Bedürfnisse, Vorstellungen und Wünsche meiner Kunden vor und da die Menschen sehr verschieden sind, sind es auch die Ansprüche, die sie an ihr Zuhause haben. Für mich ist jedes neue Projekt eine neue Herausforderung, eine neue spannende Reise, auf die ich mich für meine Kunden und mit ihnen begebe. Manche würden sagen, es ist mehr eine Berufung als ein Beruf. Ich arbeite mit Menschen, nicht nur mit Räumen und genau das mag ich so sehr an meiner Arbeit.

Wie gehen Sie ein neues Inneneinrichtungs-Projekt an, was sind die ersten Steps?

Als Interior Designerin besteht meine Aufgabe darin, Räume entsprechend der Vorstellungen und Wünsche meiner Kunden zu designen und einzurichten. Es sind jedoch auch funktionale Aspekte zu berücksichtigen und der zur Verfügung stehenden Raum sollte optimal genutzt werden. Ich gehe hier immer nach einem bestimmten Prozess vor, um sicherzustellen, dass das Ergebnis den Bedürfnissen meiner Kunden entspricht. Dieser Prozess umfasst im Allgemeinen viele Schritte, wobei ich mit einer gründlichen Analyse der Anforderungen und Wünsche meiner Kunden beginne. Es geht darum, die Funktion des Raumes zu verstehen und zu erkennen, welche Designvorstellungen und Vorlieben meine Kunden haben. Auf der Grundlage der Anforderungsanalyse entwickle ich ein Konzept, das die Funktionalität und das Design des Raumes umfasst. Ich arbeite in der Regel eng mit meinen Kunden zusammen, um sicherzustellen, dass die ersten Entwürfe den Vorstellungen entsprechen. Um das Konzept zu veranschaulichen, erstelle ich Skizzen und Moodboards. Im weiteren Projektverlauf erstelle ich detaillierte Pläne und Renderings, um das Design zu visualisieren.

Wer gehört zu Ihren Kund*innen?

Ich bin darauf spezialisiert, private Räumlichkeiten einzurichten. Das bedeutet, ich betreue nahezu ausschließlich Privatpersonen bei der Gestaltung und Einrichtung ihres Hauses oder ihrer Wohnung. Unter meinen Kund:innen halten sich Frauen und Männer die Waage würde ich sagen. Es sind auch in der Öffentlichkeit bekannte Persönlichkeiten darunter. Aber egal ob prominent oder nicht: für meine Arbeit ist Diskretion eine wesentliche Voraussetzung, um die Privatsphäre jedes Kunden zu wahren.

Slow Living ist keine Modeerscheinung, sondern eine Lebensphilosophie.

Stefanie Fritz, Interieur Designerin

Slow Fashion und Slow Food ist vielen bereits ein Begriff, jetzt gibt es auch Slow Living: Was genau bedeutet das?

Der Trend des Slow Living im Wohnbereich entstand in den letzten Jahren als Reaktion auf eine Welt, die immer digitaler, schnelllebiger und hektischer wird. Es handelt sich hier nicht nur um eine Modeerscheinung, sondern um eine Lebensphilosophie. Der Gedanke hinter den unterschiedlichen Slow-Bewegungen ist dabei immer derselbe: Wir setzen uns bewusster und achtsamer mit unserer Umwelt und unserem Leben auseinander, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und eine höhere Lebensqualität zu erreichen. Es geht dabei jedoch nicht nur um Entschleunigung. Die einzelnen Buchstaben des Wortes „Slow“ haben eine Bedeutung: S steht für „sustainable“, also nachhaltig, L steht für „local“, also regional, O steht für „organic“, also organisch, natürlich und W steht für „whole“, also ganzheitlich.

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Welche Wirkung haben Räume auf uns, die im Slow-Living-Stil eingerichtet sind?

Der Fokus bei Slow Living liegt darauf, eine Umgebung zu schaffen, die dazu beiträgt, Stress abzubauen und zur inneren Ruhe zu finden. Wir sollten uns bewusst Zeit für die Gestaltung unseres Zuhauses nehmen, denn in einer entspannten und inspirierenden Umgebung können wir uns wohlfühlen und uns erholen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Auswahl der Materialien und Möbel. Slow Living bedeutet hier auch, auf Nachhaltigkeit und Qualität zu achten. Das heißt, wir sollten uns für natürliche Materialien entscheiden, die langlebig und umweltfreundlich sind. Neben Design und Funktionalität sollte man auf Mainstream-Trends verzichten, auch, um der Wegwerfmentalität entgegenzuwirken. Außerdem ist es immer ein sehr individueller Prozess, das eigene Zuhause einzurichten. Trends können hier selbstverständlich Inspirationen geben, beispielsweise bei der Formgebung oder der Farbgestaltung. Aber letztendlich sollte sich jeder von uns in seinen eigenen vier Wänden wiederfinden. Insgesamt geht es beim Slow Living Wohnen also darum, bewusst und achtsam zu gestalten und dabei auf Nachhaltigkeit, Qualität, Regionalität und Reduktion zu setzen. Mit einer entspannten und inspirierenden Umgebung können wir uns erholen und neue Energie tanken.

Drei Tipps wie ich Slow Living in meinen „Vier Wänden“ umsetze:

  • Wenn wir unser Zuhause gestalten, sollten wir uns bei dieser Gelegenheit auch bewusst fragen, was wir wirklich brauchen. Weniger ist hier oft mehr, denn eine klare Strukturierung der Räume trägt zu einem entspannten und klaren Geist bei, genauso wie eine gezielte Formensprache und Materialauswahl.
  • Mit Farben kann man relativ einfach eine harmonische und entspannte Atmosphäre schaffen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Farben bei der Raumgestaltung einzusetzen. Durch die Verwendung von sich im Farbkreis nahegelegenen Farben werden beispielsweise Farbharmonien erreicht und bei monochromatischen Farbschemen werden verschiedene Töne und Schattierungen einer Farbe verwendet. Durch intensivere Akzentfarben lassen sich in einem Raum wunderbar Highlights setzen. Das kann man gut einsetzen, wenn man überwiegend in neutralen Farben, wie Weiß, Grau oder Beige wohnt. Nicht zuletzt können Farben auch bestimmte Stimmungen und Emotionen in uns auslösen. So wird beispielsweise Grün eine ausgleichende und beruhigende Wirkung auf den Menschen nachgesagt und eignet sich daher hervorragend für die Verwendung in Schlafräumen.
  • Schließlich spielt auch das Licht eine wichtige Rolle, um Slow Living in den eigenen Vier Wänden umzusetzen. Grundsätzlich sollten wir darauf achten, dass unsere Wohnräume ausreichend Tageslicht erhalten und dass die künstliche Beleuchtung stimmungsvoll und angenehm ist. Gleichzeitig sollte das Licht auch funktional sein, zum Beispiel in der Küche, im Homeoffice oder im Badezimmer. Es gilt Stimmung und Funktion gleichermaßen zu berücksichtigen und, je nach Bedarf, verschiedenen Optionen einzuplanen. Bei der Auswahl der Lampen sollte man auf energieeffiziente Leuchtmittel Wert legen. Am besten eignet sich hierfür die LED-Technik, da diese einfach und effizient unterschiedlichste Lichtstimmungen ermöglicht. In Verbindung mit einer Smart-Home-Steuerung lassen sich diese einfach und bedienerfreundlich erzeugen.

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