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Nachhaltiger Skiurlaub in Lech Zürs

Auf den Spuren von Nachhaltigkeit im Skigebiet Foto Ondo Ovesny

Wintersport und Nachhaltigkeit, ist das nicht ein Widerspruch an sich? Auf Initiative von „Best of the Alps“ – dem Zusammenschluss der zehn führenden Tourismus-Orte in den Alpen – konnte sich das LUXURY FIRST MAGAZIN am Best Practice Beispiel von Lech Zürs überzeugen, welche Ansätze und Visionen die Gemeinde Lech in puncto Nachhaltigkeit unternimmt. Dass Umweltbewusstsein mehr ist, als einmal weniger das Handtuch im Hotel zu wechseln oder auf abgepackte Butterpäckchen zu verzichten, erklärten der Bürgermeister von Lech Gerhard Lucian und Lechs Tourismusdirektor Hermann Fercher auf anschauliche Art und Weise.

Alpine Häuser und Freiflächen statt Beton-Burgen

In den Orten Lech und Zürs, die sich auf einer Höhe von gut 1400 Metern ans mächtige Arlbergmassiv schmiegen, hat der Qualitätstourismus bereits lange Tradition. „Klasse statt Masse“ ergibt sich allein aus der Topgraphie der Region. Die engen Täler und die hohe Lawinengefahr am Arlbergmassiv, machen eine Ausweitung der Bebauung als Grundlage für Massentourismus in der Region unmöglich. Lech ist sich seiner besonderen Positionierung im Segment der Luxus-Hotellerie natürlich bewusst und weiß seine vielen Stammgäste zu schätzen.

Der Tourismus stellt den größten Wirtschaftsfaktor dar und macht die Region für Einheimische und Arbeitskräfte attraktiv. Neben der ökologischen Komponente spielt auch in dieser Hinsicht das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Lech will für die junge Generation einen Anreiz mit sicheren und agilen Arbeitsmöglichkeiten bieten, damit die Entvölkerung von Lech durch die „Stadtflucht“ vermieden wird. Nachfolgeregelungen in der Hotellerie sind Bestandteil des Konzeptes: Durch eine gesicherte Generationenübergabe innerhalb der Familien wird gewährleistet, dass der Familienbetrieb erhalten bleibt. Die Beteiligung von Großinvestoren mit der Gefahr der Umstrukturierung von Hotels zu Zweitwohnungskonzepten soll dadurch minimiert werden und dem „Ausverkauf der Heimat“ der Riegel vorgeschoben werden. In Kitzbühel etwa sind Nebenwohnsitze ein massives Problem. In Lech gibt es sehr wenig Umwidmungen zu Zweitwohnungen und kaum leerstehende Apartments, die nur zwei Wochen im Jahr genutzt werden – und so soll es laut Bürgermeister und Tourismusdirektor auch bleiben.

Das Ziel? Den ursprünglichen Charme bewahren

Frühzeitig wurden durch die strenge Bauordnung die Weichen gestellt. Der Bebauungsplan aus den 50er Jahren legt sehr viel Wert auf die Erhaltung des Dorfcharakters. Dazu trägt auch das einzigartige Konzept gegen Lichtverschmutzung bei. In der Weißlichtverordnung ist unter anderem festgelegt, dass keine bunten Reklametafeln in Lech an Hotels oder Geschäften angebracht werden dürfen. Die Beleuchtungsintensität kann zusätzlich bedarfsgerecht gesteuert werden.

Bei der Auswahl der Baumaterialien liegt der Fokus auf traditionellen Baumaterialien, was die aktuellen Bauprojekte beweisen. Sehr stolz sind Bürgermeister und Tourismusdirektor darauf, dass – trotz internationaler Ausschreibung – der Zuschlag für den Neubau des Gemeindezentrums Dorfhus und des Kulturzentrums Lechwelten an das Architekturbüro Dorner und Matt aus Bregenz ging. Mit dem Großprojekt soll das Zentrum von Lech wieder in der Nähe der Kirche entstehen. Im Dorfhus werden zukünftig die Gemeinde und die Lech Zürs Tourismus GmbH untergebracht. In den Lechwelten sollen Veranstaltungen, Kongresse, Messen, Hochzeiten und verschiedenste Veranstaltungsformate ein zu Hause finden. Das bekannte Philosophicum Lech wird endlich einen gebührenden Rahmen erhalten.

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Neubau des Gemeindezentrums Dorfhus und des Kulturzentrums Lechwelten

Mit dem Bau der Lechwelten kommt Lech seinem Ziel ein Stück näher, sich zu einer attraktiven Ganzjahresdestination zu entwickeln, was auch im Hinblick auf nachhaltige Arbeitsplätze und die ganzjährige Nutzung der Infrastruktur ein wichtiger Schritt ist.

Clevere Konzepte halten den CO²-Fußabdruck klein

Im Tourismusleitbild von Lech ist Nachhaltigkeit als Teil der Gesamtstrategie festgehalten. Ein spezieller Beauftragter ist in Planung. Neben der einzigartigen Natur seien Nachhaltigkeitsaspekte Bestandteil der Positionierung, erklärt Fercher. „Am Anfang stand bei uns keine Strategie. Sondern es ging ganz einfach darum, sorgsam mit den begrenzten Ressourcen umzugehen und sie zum Wohle aller zu nutzen.“

Schon seit 1999 etwa gibt es die blaue Flotte mit ihren Bussen, die zu Stoßzeiten im 10-Minuten-Takt im Ort verkehren. Da lassen Gäste freiwillig ihre Autos stehen – etwa in Europas erster vollelektrifizierter „Green Garage“ für E-Fahrzeuge – und nutzen die Öffis als die bequemere Variante. Ist Lech Zürs in Zukunft vielleicht komplett autofrei? „Es gibt Überlegungen in diese Richtung“, verrät Fercher. Oberlech ist im Winter bereits für Automobile unzugänglich.

Damit Steilflächen nicht zuwachsen, kümmern sich schottische Hochlandrinder um die Landschaftspflege. Sie sind auf dem Schottenhof in 1760 Meter Höhe zuhause – und bei den Skiliften Lech unter Vertrag. Schmackhafter Nebeneffekt: die leckeren Fleischgerichte, die in den angeschlossenen Restaurationsbetrieben serviert werden.

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Auf den Spuren von nachhaltigem Skivergnügen in Lech

Hackschnitzel statt Heizöl

Geheizt wird mit Abfällen aus der heimischen Holzwirtschaft. Die Biomasse erwärmt 98 Prozent der Häuser. „Ein paar Zauderer gibt es noch, wir zwingen niemanden zum Umstieg“, sagt Franz-Josef Schmutzer, Geschäftsführer der Heizwerke Lech. Derzeit werden 7,75 Millionen Liter Heizöl eingespart, was 24.000 Tonnen CO2-Emissionen entspricht.

Ein weiterer Schwerpunkt? Die Energieautonomität von Lech. Der Ausbau der Wasserkraft und Solarenergie steht dabei im Mittelpunkt, da die Versorgung mit Windkraft in Lech schwierig ist. Der Bau von zwei weiteren Wasserkraftwerken wurde von der Gemeinde bereits beschlossen.

Lech Zürs als Vorzeigeort der „Best of the Alps“

Neben Lech Zürs sind die Orte Chamonix-Mont-Blanc, Cortina d’Ampezzo, Courmayeur, Crans-Montana, Davos, Garmisch-Partenkirchen, Kitzbühel, Megéve und St. Anton am Arlberg unter dem Dach von „Best of the Alps“ vereint. Dabei übernimmt Lech Zürs eine Vorbildfunktion in Sachen Nachhaltigkeit, fördert den Wissenstransfer zwischen den einzelnen Destinationen und etabliert sich als Kompetenzzentrum. „Alle müssen an einem Strang ziehen – und erkennen, dass die Bewahrung der Natur, in diesem Falle des alpinen Lebensraums, auch die Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg ist“, bestätigt Sammy Salm, CEO von „Best of the Alps“.

Für alle Skisport-Begeisterten haben wir weitere Tipps: 5 beliebte Skigebiete für Luxus Skiurlaub

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Interview Tourismusdirektor Hermann Fercher Lech mit Dr Klarkowski Luxury First Magazin ueber Nachhaltigkeit  717x1024 - Nachhaltiger Skiurlaub in Lech Zürs
Tourismusdirektor Hermann Fercher im Interview mit Dr. Marie-Catherine Klarkowski vom LUXURY FIRST Magazin

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