Wer eine Brille haben wollte, musste bis vor wenigen Jahren ein Fachgeschäft aufsuchen. Mehr noch, oftmals war dafür zunächst eine Untersuchung beim Augenarzt erforderlich. Heute lassen sich die Sehhilfen dagegen vielfach im Supermarkt, an der Tankstelle oder in der Drogerie erwerben. Und das in unterschiedlichen Sehstärken, Farben und Formen. Für jeden Käufer lässt sich das passende Modell finden – die Zufriedenheitswerte fallen allgemein recht hoch aus. Doch was ist von den günstigen Angeboten eigentlich zu halten? Stellen sie eine echte Konkurrenz für die Lesebrillen vom Optiker dar?
Das Problem der Pupillendistanz
Wohl niemand würde in ein Kaufhaus gehen, sich aus dem Regal mit den Schuhen ein Paar in der vermeintlich richtigen Größe nehmen – und dieses kaufen, ohne es anprobiert zu haben. Die Auswahl der Lesebrillen im Supermarkt erfolgt aber dennoch so. Der Vorteil liegt sicherlich darin, eine Sehhilfe zu geringen Kosten zu erwerben, die zumindest für einige Monate ein besseres Lesen ermöglicht. Persönlich angepasst werden kann ein solches Modell aber nicht. Und damit ist nicht die Frage gemeint, ob die Brille ihrem Träger optimal steht oder ob sie bequem auf seiner Nase ruht. Deutlich wichtiger ist dagegen die sogenannte Pupillendistanz. Sie definiert den Abstand zwischen den Pupillen in beiden Augen. Das Ergebnis ist meist so individuell wie ein Fingerabdruck.
Brillen, die beim Discounter angeboten werden, weisen einen standardisierten Abstand von 62 Millimetern auf. Tatsächlich ergibt sich zwischen den Pupillen der meisten Menschen aber eine Distanz von 50 bis 70 Millimetern. Bis auf wenige Ausnahmen können solche Sehhilfen also kaum richtig helfen. Hier wiederum kommt ein Besuch des Optikers in Betracht: Für ihn gehört es zu den grundlegenden Aufgaben, bei der Wahl einer Brille zunächst die Pupillendistanz seines Kunden zu messen – ein Vorgang, der nur wenige Sekunden in Anspruch nimmt, der dem Käufer aber erheblich helfen wird. Denn wer hier mit den falschen Maßen arbeitet, riskiert nicht nur Übelkeit und Kopfschmerzen. Vielmehr kann sich dadurch auch die Sehstärke der Augen abermals verschlechtern. Zumindest in diesem Punkt führt an der Konsultation eines Optikers also kein Weg vorbei.
Unterschiede bei der Qualität und den Gewährleistungsansprüchen
Noch ein weiteres Manko fällt bei jenen Lesebrillen auf, die sich für wenige Euro im Supermarkt oder der Drogerie finden lassen: Sie sind mangelhaft verarbeitet und werden in der Regel aus minderwertigen Bestandteilen zusammengesetzt. Der Rahmen kann somit schon nach wenigen Anwendungen zu Kratzern neigen, einen Sturz zu Boden übersteht er meist nicht. Ähnliches gilt für die Gläser – zumal sie nur notdürftig in ihrer Form sitzen. Die Scharniere am Bügel mögen anfangs noch tadellos funktionieren, haben aber auch recht bald ausgedient. Sie sind darüber hinaus anfällig für Brüche, die zur Verarbeitung genutzten filigranen Schrauben gehen bereits bei geringem Druck kaputt. Die im Scharnier eingesetzten Federn sind ebenfalls nicht so konzipiert, dass sie eine lange Lebensdauer aufweisen.
Deutlich andere Voraussetzungen finden die Kunden beim Optiker. Hier ist es nicht mit dem schnellen Griff ins Regal getan. Vielmehr wird mit dem Profi zunächst ein Beratungsgespräch über die Wünsche und Bedürfnisse des Käufers geführt – dabei kann mit wenig Aufwand auch die Sehstärke beider Augen gemessen werden, um den individuellen Ansprüchen noch besser zu genügen. Die Brille wird sodann passgerecht angefertigt. Das mag einige Tage dauern und ist mit deutlich höheren Kosten als im Supermarkt verbunden. Damit erwirbt der Betroffene aber auch unterschiedliche Gewährleistungsrechte. So kann er die Gläser und den Rahmen umtauschen, sie reparieren und sie so anpassen lassen, wie er sie haben möchte. Zumal der Optiker immer mit Rat und Tat bei offenen Fragen zur Verfügung steht – das Geld bei ihm ist somit gut angelegt.
Eine Frage des Preises
Doch was genau kosten die Lesebrillen denn nun eigentlich? Zwar schwanken in Drogerien, Supermärkten und an Tankstellen ihre Preise ein wenig. Dennoch scheint es sich bei ihnen um minderwertige Artikel zu handeln. Denn je Brille verlangt der Handel kaum mehr als drei bis fünf Euro. Verbraucher wittern da natürlich schnell ein Schnäppchen. Wobei sich die Kosten beim Kauf eines ganzen Sets noch einmal reduzieren können. Aber wenn eine solche Brille bereits nach etwa zwei Monaten ausgetauscht werden muss, weil sie defekt ist, dann relativieren sich die zunächst gering wirkenden Ausgaben mit Sicht auf ein ganzes Jahr durchaus. Im Gegenzug fällt ein Verlust der meist leichtgewichtigen Lesehilfe nicht sonderlich auf: Sie wird ebenso einfach wie sparsam durch ein anderes Exemplar ersetzt.
Demgegenüber muss beim Optiker etwas tiefer in die Tasche gegriffen werden: Zwischen 50 und 100 Euro werden für die Brille veranschlagt. Hier kommen neben dem Modell an sich aber noch die Beratung und die Gewährleistungsansprüche hinzu. Nicht vergessen werden darf, dass bereits bei der Fertigung und beim Anpassen unterschiedliche Arbeitsschritte anfallen, die selbst der Profi nicht innerhalb weniger Minuten durchführen kann. Die Qualität hat in diesem Falle also ihren Preis. Der Käufer erwirbt dafür aber auch hochwertigere Materialien. Sieht man von kleineren Reparaturen ab, dürfte eine solche Brille mühelos mehrere Jahre für eine bessere Sicht ihres Trägers beim Lesen sorgen. Langfristig gesehen liegt hier folglich das eigentliche Schnäppchen, weil es bei einmaligen Ausgaben bleibt und nur selten einmal Folgekosten entstehen.
Die Wahl der richtigen Brille
Zugegeben, nett sehen die Lesebrillen aus dem Supermarkt ja aus. Mit ihren bunten Farben – von denen sich häufig mehrere in einem Set finden lassen – präsentieren sie sich ein wenig verspielt. Doch leider ist das nicht der Zweck, den eine gute Sehhilfe erfüllen sollte. Erschwerend kommt hinzu, dass bei vielen Käufern eine unterschiedliche Sehstärke der Augen auftritt. Das mag nur den wenigsten Betroffenen bewusst sein, da sich die Abweichungen im Alltag kaum wahrnehmen lassen. Dennoch ist es für Brillen, die zu Tausenden auf den Markt geworfen werden, natürlich nicht möglich, auf solche Umstände einzugehen. Meist verfügen bei ihnen beide Gläser über dieselbe Dioptrien, womit dem Anwender aber nicht geholfen wäre. Vielmehr wird er bald über Schwindelgefühle und Kopfschmerzen klagen.
Hier kommt eine weitere Stärke des Optikers ins Spiel: Er verfügt über genug Fachwissen und die erforderlichen Geräte, um solche Abweichungen innerhalb einiger Sekunden zu erkennen. Wo er einmal nicht mehr weiter weiß, da empfiehlt er seinem Kunden den Gang zum Augenarzt. Darüber hinaus ist er mit wenigen Handgriffen in der Lage, die Gläser für die Brille entsprechend zu schleifen. Im Ergebnis kann sich der Nutzer über eine bessere Sicht beim Lesen freuen – von unerwünschten Begleiterscheinungen bleibt er gänzlich verschont. Und sollte sich das Augenlicht bei zunehmendem Alter weiter eintrüben, können die Gläser immer noch angepasst oder ausgetauscht werden. Dass beim Optiker zudem eine größere Auswahl an Fassungen in allen möglichen Farben und mit diversen Mustern zur Auswahl steht, sei da nur nebenbei erwähnt.
Billigbrillen sind keine dauerhafte Lösung
Allerdings leiden viele Menschen nicht nur infolge ihres Alters unter Sehschwächen. So können sich weitere Leiden einstellen, zu denen eine Hornhautverkrümmung, eine starke Sensibilität gegenüber Lichtreizen, Schwierigkeiten beim Erkennen von Kontrasten sowie das Problem der Kurz- und der Weitsichtigkeit gehören. Relativ kleine Unannehmlichkeiten, die sich mit einer passenden Brille innerhalb einiger Monate korrigieren lassen. Abermals ist klar, dass die günstigen Angebote aus dem Supermarkt diesen Dienst nicht leisten können. Bei ihnen handelt es sich bestenfalls um kurzzeitige Lösungen, von denen der Käufer aber keine echten Verbesserungen erwarten darf. Die Sehhilfe vom Discounter mag somit preisgünstig wirken und sie kann ohne viel Aufwand erworben werden. Eine Unterstützung für das geschwächte Augenlicht stellt sie aber nicht dar.
Betroffene, die eine zunehmende Minderung ihrer Sehstärke wahrnehmen, sollten nicht ohne Weiteres eine Brille aus dem Supermarkt erwerben. Vielmehr führt für sie kein Weg am Optiker vorbei. Hier können die grundlegenden Probleme erkannt und die Parameter für eine Brille definiert werden. Entsteht beim Beratungsgespräch der Verdacht auf eine Augenkrankheit, so sind die Möglichkeiten des Optikers ohnehin begrenzt: In dem Falle müssten weitere Untersuchungen beim Augenarzt erfolgen. Die Auswahl einer individuell angepassten Sehhilfe ist daher im Vergleich zur Supermarktbrille mit etwas Aufwand und höheren Kosten verbunden. Die Qualität der Brille, der Komfort für den Träger und die Korrektur kleinerer Sehschwächen dürften diese Mühen aber wert sein
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