Fans von Netflix sind manchmal der Auffassung, der Streamingdienst bietet überall auf der Welt die gleichen Filme und Serien an. Doch das stimmt nicht. Das Programm ist auf Regionen zugeschnitten, weshalb im Heimatland nur ein Bruchteil des riesigen Netflix-Universums zu empfangen ist – jedenfalls über einen normalen Internetanschluss, dessen IP-Adresse den Algorithmen von Netflix den eigenen Standort verrät. Das lässt sich aber über ein sogenanntes VPN umgehen.
Netflix als beliebteste Streaming-Plattform
Netflix gehört hinsichtlich des Angebots zu den größten Plattformen für gestreamte Filme und Serien, doch es gibt natürlich weitere Anbieter mit einer riesigen Auswahl, allen voran YouTube. Die Filme auf Netflix haben allerdings eine unbestreitbar hohe Qualität, weshalb für viele Serienfreaks und Fans von großem Kino Netflix bei aller Konkurrenz inzwischen die erste Wahl ist. Nicht nur das breit gefächerte Film- und Serienauswahl, sondern auch die vielen Eigenproduktionen (Netflix Originals) haben dem Anbieter diesen Rang verschafft. Legendär waren und sind:
- „The Crown“
- „Stranger Things“
- „Better Call Saul“
- „The Witcher“
- „Fubar“
- „Sex Education“
- „Blood & Gold“
- „Squid Game“
Die Originals sind in jedem Land mit einem Netflix-Angebot verfügbar, doch andere Inhalte des Dienstes beschränkten sich auf bestimmte Staaten. In den USA etwa ist der Netflix-Katalog deutlich umfangreicher als in Deutschland. Neue Filme zeigt der Dienst häufig zuerst in Japan und Südkorea. Die Klassiker verstreut er rund um den Globus je den vorliegenden Lizenzen in einzelnen Ländern.
Steuerung des Programms mit Geoblocking
Das Internet ist bekanntlich weltumspannend und grundsätzlich von jedem Ort der Erde aus gleichermaßen zugänglich. So ist es im Normalfall möglich, von Deutschland aus eine Webadresse in den USA oder Japan aufzurufen. Der Anbieter – in diesem Fall Netflix – kann das allerdings mit sogenanntem Geoblocking verhindern. Dafür gibt es in diesem Fall kommerzielle Gründe. Netflix schließt mit den Providern in den einzelnen Staaten Lizenzverträge ab und teilt sich dann mit diesen Anbietern vor Ort die Einnahmen aus den Nutzergebühren. Daher sollen deutschsprachige Nutzer im D.A.CH.-Gebiet nur das beschränkte deutschsprachige Programm empfangen, denn dafür bezahlen sie. Wo jemand den Streamingdienst empfängt, verrät seine IP-Adresse. Diese ermittelt Netflix und verhängt für diejenigen Inhalte, die für andere Staaten gedacht waren, eine Ländersperre per Geoblocking. Netflix hat selbst Lizenzgebühren für die ausgestrahlten Filme bezahlt und damit Rechte erworben, die nur für bestimmte Staaten gelten. Die Lizenzgeber aus der Filmindustrie wünschen folglich, dass Netflix die Ausstrahlung regional begrenzt, wofür das technische Instrument des Geoblockings erfunden wurde. Entscheidend ist dafür nicht, wo ein Nutzer sein Konto angemeldet hat, sondern wo er Netflix empfängt.
Umgehung des Geoblockings via VPN
Wer nun auf Netflix Inhalte sehen will, die für andere Staaten bestimmt waren, oder wer im Ausland auf das eigene Netflix-Konto zugreifen will, muss seine IP-Adresse verbergen. Das geschieht mit einem sogenannten VPN. Was ist eine VPN Verbindung? Das Kürzel steht für ein Virtual Private Network, das wie ein Stellvertreter für die Internetaktivitäten des Users fungiert. Es verschlüsselt die übertragenen Daten und verschleiert die tatsächliche IP-Adresse. VPNs verwenden viele Firmen und Behörden für den sicheren Datenverkehr, doch sie sind auch für die private Nutzung interessant. Vorstellen kann man sich das VPN als logisch geschlossenes Netzwerk. Die Teilnehmer verbindet ein eigener IP-Tunnel. Um ein VPN einzurichten, ist eine spezielle Software erforderlich. Diese wird auf dem eigenen PC installiert und kommuniziert dann mit dem Router. Gedacht sind VPNs unter anderem für den Zugriff auf das Intranet von Unternehmen und Behörden sowie für den besseren Schutz vor Hackerangriffen. Doch da sie auch die IP-Adresse des zugreifenden Rechners maskieren, spielt dessen Standort auf einmal keine Rolle mehr. Damit lassen sich von überall auf der Welt sämtliche Netflix-Inhalte streamen. Zwei Szenarien sind dabei entscheidend:
- Wer im Ausland weilt und nach wie vor das eigene Netflix-Konto nutzen möchte, lässt das VPN auf den eigenen heimischen Router zugreifen.
- Wer einen für die USA oder ein anderes Land bestimmten Netflix-Inhalt sehen will, lässt das VPN auf einen Server in diesem Land zugreifen.
Netflix liest in beiden Fällen die vom Nutzer gewünschte IP-Adresse. Der zweite Fall dürfte etwas seltener vorkommen, denn die Netflix-Inhalte werden schließlich in der Landessprache ausgestrahlt. Nur wenige Serienfans möchten Titel auf Englisch sehen. Für andere Sprachen dürfte sich wohl kaum jemand interessieren. Doch der erste Fall des Geoblockings durch Netflix im Urlaub ist ein sehr häufiges Ärgernis. Wer daheim gerade die ersten Folgen einer spannenden Netflix-Serie gesehen hat, möchte sich natürlich auch und gerade im Urlaub die Fortsetzungen nicht entgehen lassen. Beim Zugriff folgt dann die Ernüchterung: Der Titel ist wegen des ausländischen Standorts nicht mehr im Programmkatalog enthalten. Manchmal ist er zunächst noch als Titel gelistet, aber der Zugriff ist nicht möglich. Es erscheinen verschiedene Fehlermeldungen, so etwa die, dass der Nutzer einen Unblocker-, VPN- oder Proxy-Dienst verwende. Eigenartigerweise erscheint nur selten die Meldung, dass der momentane Standort eine Nutzung des Dienstes nicht zulässt. Das gibt es bei anderen Sendern, selbst bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Diese schalten ebenfalls bestimmte Sendungen nur für das Inland frei und melden das dann beim Auslandsurlaub auch korrekt.
Für welche Länder und Regionen gilt das Geoblocking konkret?
Es gilt durchaus für einzelne Staaten, allerdings auch für große Regionen wie die EU. Diese hat im April 2018 ihre Portabilitätsverordnung erlassen, die einen einheitlichen Zugang für Dienste wie Netflix innerhalb der Europäischen Union vorsieht. Der Gesetzestext hat allerdings Lücken. Es heißt darin ausdrücklich, dass Nutzer einen kommerziellen Streamingdienst bei einem „vorübergehenden“ Aufenthalt in einem anderen Staat der EU nutzen können. Was „vorübergehend“ bedeutet , definiert das Gesetz ausdrücklich nicht. So könnte Netflix beim zweiwöchigen Urlaub auf Mallorca zugänglich sein, ab der dritten Woche allerdings nicht mehr. Genaue Nutzererfahrungen hierzu sind leider kaum zu bekommen. Auf jeden Fall gibt es das Geoblocking ab dem ersten Tag des Aufenthalts in einem Staat außerhalb der EU.
VPN für die USA und weitere Länder
Vor allem bei einem Aufenthalt in den USA oder beim Wunsch, das dortige Netflix-Angebot zu sehen, wird ein VPN sehr interessant. Sehr spannende Serien wären unter anderem:
- „Reservoir Dogs“
- „Nocturnal Animals“
- „The Hateful Eight“
- „Rocky“
Diese sind vom deutschsprachigen Raum aus oder für einen Nutzer mit europäischen Netflix-Konto nur zu empfangen, wenn das VPN eine Verbindung zu einem US-Server herstellt. Natürlich laufen diese Sendungen auf Englisch, doch das beherrschen hartgesottene Fans. Auch für Kanada, das Vereinigte Königreich, Australien, Südkorea und Japan gibt es ausgezeichnete VPN-Angebote. Für andere Staaten halten sie sich in Grenzen, weil es zu wenige Interessenten dafür gibt und die VPN-Provider häufig den Aufwand scheuen. Im Zweifelsfall hilft es, den Zugang einfach auszuprobieren. Die Serien und Filme in den genannten leicht zugänglichen Ländern sind ebenfalls sehr interessant. So zeigt Netflix Kanada „Possessor“, „Blood“ und „No Country for Old Men“. In Australien läuft „Million Dollar Baby“ und „Slumdog Millionaire“, in Japan und Südkorea „Parasite“, „The Medium“ und „The Howling Village“. In den Industrienationen ist zudem die Streamingqualität von Netflix ausgezeichnet.
Fazit
Ein VPN lohnt sich, um Netflix im eigenen außereuropäischen Urlaub zu schauen und sich Serien anzuschauen, die für andere Länder und Regionen konzipiert wurden und derzeit nur dort ausgestrahlt werden. Die Einrichtung ist nicht teuer. Das VPN kann natürlich auch für andere Zwecke genutzt werden.
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